Wortwitz und Bänkelsang
HILDESHEIM. .Geschichten voller Poesie und Musik über „Den blutigen Ernst“ von (Lebens-) Ab-, Ver- und Ausschnitten gab das Duo „Zaches und Zinnober“ in der „Mühle“ zum besten. Die beiden Musiker, die seit drei Jahren durch Deutschland touren, hatten dort schon am Nachmittag ihr Kinderprogramm „Wie der Elefant den Rock ´n´ Roll erfand“ geboten. Ihr musikalisches Material schöpfen sie aus Blues und Boogie Woogie, aber auch aus altdeutschen Liedtraditionen wie dem Bänkelgesang. Mit Wortwitz, sprachlichem Gespür und Sinn für überraschende Pointen beherrschen sie die Kunst des Erzählens.
Sie berichten von der Tante, die im Selbstbedienungsrestaurant ihr Essen verwechselt und so beim „Neger“ am Nachbartisch mitlöffelt, vom Erfinder des Schwarzpulvers Berthold Schwarz, der doch eigentlich auf der Suche nach Gold war, und natürlich von der Liebe. Also Geschichten, die alle bewegen.
Im Stil teilweise an den hintergründigen Humor von Wilhelm Busch oder Ringelnatz erinnernd (die zwei Ameisen aus Altona lassen grüßen), kommt ihr Programm erfrischend unzeitgeistig daher und wirkt somit um so authentischer. Dabei geraten sie weder in die ausgetretenen Pfade eines verkrampft intellektuellen Kabaretts, noch bleiben sie beim unreflektierten Erbe deutschen Liedermachertums stehen.
Vielmehr sorgt die gelungene Mischung aus Songs, begleitet durch Gitarre, Piano, Saxophon und Akkordeon, und Solorezitationen, brillant vorgetragen durch Zachcial (Zaches) für kurzweilige und intelligente Unterhaltung.
Bezeichnend vor allem, daß Zaches und Zinnober, das anfangs eher reservierte ´Publikum mehr und mehr aus der Reserve locken und eine zunehmend lockere Atmosphäre erspielen konnten. Hoffentlich war dies nicht der letzte Hildesheimer Abend der beiden „Tambourin-Men“!
Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 25. 4. 1995
mit freundlicher Genehmigung